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So wird Amberg bis 2040 CO2-neutral

Pressemitteilung

Die Liste Amberg - Ortstermin Erneuerbare Energien

Die zentrale Herausforderung der heutigen Zeit liegt in der Bewältigung der Klimakrise und dem Erhalt überlebenswichtiger Ökosysteme. Sollte es nicht gelingen, die bereits laufende globale Erwärmung, wie im Pariser Abkommen von 197 Nationen vereinbart, auf 1,5°, max. 2,0°C zu begrenzen, so droht die Überschreitung irreparabler klimatischer Kippunkte (siehe z.B. auftauende Permafrostböden, schmelzende Pole). Die damit einhergehenden Folgen, wie Anstieg der Meeresspiegel und Zunahme von Extremwetterereignissen, stellen eine enorme Gefahr für Frieden und Wohlstand weltweit dar. Die UNO Flüchtlingshilfe geht im Worst Case von 250 Millionen bis 1 Milliarde klimawandelbedingten Flüchtlingen weltweit in den kommenden 50 Jahren aus.
Doch trotz der dramatischen Prognosen gibt es Grund zur Hoffnung: Die Ansätze, z.B. zur notwendigen, schrittweisen Reduktion der Treibhausgasemissionen auf Nettonull sind aus technischer Sicht größtenteils bereits vorhanden, verbleibende Fragen gelten als lösbar. Der finanzielle Aufwand liegt weit unter den andernfalls auf uns zukommenden Folgekosten. Letztendlich mangelt es zur Abwendung der Klimakrise „nur“ noch an der Umsetzung der nötigen Maßnahmen. Hierbei ist, der globalen Dimension geschuldet, selbstredend die gesamte Weltgemeinschaft gefragt. Gerade Industrienationen wie Deutschland, kommt jedoch, wie sich schon früher in der Geschichte zeigte, eine Vorbildwirkung zur globalen Verbreitung neuer Technologien zu Gute.
„Die Liste Amberg“ setzt sich zum Ziel: Amberg ist CO2 neutral bis 2040. Wollen wir das Klima alleine retten? Nein! Andere Kommunen machen es bereits vor, wie z.B. Tübingen (https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/tuebingen/Tuebingen-Tuebingen-will-klimaneutral-werden,tuebingen-bis-2030-klimaneutral-100.html), Karlsruhe, Freiburg, Konstanz oder Kopenhagen. Jeder kann und muss seinen Beitrag leisten.

Zur Erreichung der Klimaschutzziele sind neben individuellen Verhaltensänderungen vor allem organisatorische, formale und technische Maßnahmen und Aktivitäten auf kommunaler Ebene notwendig. „Die Liste Amberg“ steht für verbesserte und unbürokratische Rahmenbedingungen. Verzicht soll weitgehend vermieden werden. Die tatsächliche Umsetzung der Energiewende, z.B. durch den beschleunigten Ausbau Erneuerbarer Energien ist oberstes Ziel. Die nötige Mobilitätswende kann vor Ort durch konkrete Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen unter Einbeziehung aller Verkehrsmittel eingeleitet werden.

Gleichzeitig greift „Die Liste Amberg“ den Schutz vor dem Klimawandel auf. Lange Hitzeperioden sowie lokale Extremwetterereignisse wie z.B. Starkregen bedrohen unser Eigentum und unsere Gesundheit. Auch hier existiert ein Maßnahmenplan. Hierzu zählt z.B. die verbindlich effiziente Flächennutzung bei Gewerbebauten und die intensivierte (Nach-)begrünung der Stadt-, besonders der Altstadtflächen. 

Für Amberg bestehen kaum Möglichkeiten für Windenergie, Biomasse ist ausgereizt und nicht unproblematisch. Großes Potential bieten Photovoltaikanlagen (PV). Dach-, Parkplatz, Gewerbe, Lärmschutzflächen und viele weitere stehen zur CO2-freien Energieernte im gesamten Stadtgebiet in großer Anzahl zur Verfügung. Zudem ist die PV dank der kontinuierlich fallenden Preise zwischenzeitlich auch finanziell mehr als rentabel. Private Kleinanlagen amortisieren sich in 8-12 Jahren. Die energetische Amortisation liegt bei 1-2 Jahren. D.h. es wird lediglich Kapital benötigt, welches auch ohne Probleme fremdfinanziert werden kann.

Großanlagen sind bereits heute ohne Förderung wirtschaftlich betreibbar.

Der verstärkte Zubau von PV stellt einen wesentlichen Baustein zur Dekarbonisierung der Energiebilanz der Stadt Amberg dar. Im Bereich der Wärmeerzeugung und der Mobilität gilt es den Übergang von fossilen Energieträgern wie Öl und Erdgas hin zu CO2-neutralen Energiequellen zu forcieren. Überschüssige PV-Energie wird in Gas für die Wintermonate gewandelt und gespeichert. Große Wärmespeicher sind eine Ergänzung, die Stadt/ Nürnberg macht es vor. 

Aktuell ist die Stadt Amberg ein trauriges Beispiel, wie der Klimaschutzbericht für die Stadt Amberg aus dem Jahr 2018 zeigt. Wetterbedingte Schwankungen äußern sich stärker als tatsächliche Einsparungen des Treibhausgases CO2. Bis 2018 wurden praktische keine Erfolge erzielt.

Betrachtet man das Stadtbild, so fällt auf, dass unter 10% aller Dachflächen für PV genutzt werden. D.h. es steht ein beachtliches Potential zur regenerativen Energieerzeugung zur Verfügung. Ohne Freiflächenanlagen erzeugt Amberg derzeit ca. 15GWh/a elektrische Energie. Bei einem Ausbau auf nur 50% der Dachflächen wäre demnach eine Steigerung auf 75GWh/a vorstellbar. Hinzu kommt das Potential weiterer ungenutzter Flächen, wie öffentliche und gewerbliche Parkplätze sowie deren Gebäudedächer. Allein die größten Gewerbeflächen könnten bei einer konservativen Berechnung einen Beitrag von weiteren 13GWh/a leisten. Zusätzlich ist die Nutzung von Agrarphotovoltaik auch in Amberg möglich, insbesondere da aktuell in Deutschland ca. 14% aller Ackerflächen für Energiepflanzen verwendet werden (siehe H. Wirth, „Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland“, 07.01.2020). PV erzeugt keine Überdüngung und Monokulturen. Als Freiflächenanlagen fördern diese die Artenvielfalt der darunter wachsenden „Blumenwiesen“ und deren Bewohner. Gleichzeitige Nutzung von PV und darunterliegender Landwirtschaft zeigen im Durchschnitt keinerlei Ernteeinbusen (siehe http://www.agrophotovoltaik.de/ )


Die Liste Amberg will folgende Punkte erreichen:

•    Photovoltaik ohne Flächenverbrauch auf Dächern, Lärmschutzwänden, Parkplätzen, Straßen, landwirtschaftlichen (Brach)flächen. Änderung der Flächennutzungspläne um jeder natürlichen und juristischen Person ohne aufwendige bürokratische Maßnahmen die Erschließung zu ermöglichen; wohlwollende Genehmigungsverfahren für die „Solarstodl“ 

•    Kommunikationsoffensive der Stadt Amberg zum Thema „Notwendigkeit Energiewende und Möglichkeiten der Mitwirkung“. Installation einer permanent ansprechbaren Beratungsstelle für Interessierte, Unentschlossene und Kritiker. Es wird auf etablierte Strukturen zurückgegriffen, z.B. durch Förderung bestehender Vereine 
Wohin mit dem überschüssigen PV-Strom? Auch hierfür gibt es einen Maßnahmenkatalog: 

•    Henne-Ei-Problem der Elektromobilität lösen: Ladeinfrastruktur am Wohnort für Garagenbesitzer und Laternenparker schaffen. Alle E-Fahrzeugnutzer wollen Zuhause laden. „1000 Steckdosen Programm“ für jede Straßenlaterne. Die Stadtwerke stellen jedem Haushalt ohne Extrakosten die max. mögliche Ladeleistung zur Verfügung.

•    Installation von bedarfsgesteuerten Großverbrauchern Power-To-Heat. Das Fernwärmenetz der Stadt Amberg ist ein perfekter Speicher für überschüssige PV Energie. Die Energie steht in Form von Wärme den Bürgern zur Verfügung und kann kostengünstig gespeichert werden. 

•    Installation einer zukunftsweisenden Pilotanlage für Power-To-Gas. Das Gasnetz der Stadt Amberg kann große Mengen an Gas speichern. Der überschüssige PV Strom wird in Wasserstoff und Methan gewandelt und eingespeist. Das Gas steht als Brennstoff zur Verfügung. Aktuell sind die Investitionskosten noch hoch, für das Jahr 2030 werden stark fallende Preise prognostiziert 

•    Nutzung der Photovoltaik-Energieerzeugung auf Dachflächen in der Altstadt trotz Denkmalschutz zulassen. Angesichts der Dringlichkeit der Umsetzung der Energiewende muss Denkmalschutz zurückstehen. Photovoltaikanlagen werden auf geeigneten Dächern im Altstadt-Ei zugelassen. Brandschutzverantwortung und -kosten übernimmt die Stadt.

•    Verpflichtung zur Photovoltaiknutzung in Kombination mit regenerativer Heizung bei Neubauten durch entspr. Bebauungsplan. Photovoltaik zur regenerativen Energieerzeugung, Speicherung im Batteriespeicher, Maximierung des Eigenverbrauchs insbesondere in Wärmepumpenanlagen ist ein schlüssiges Konzept, welches gefördert wird.
Allein mit diesen Maßnahmen kann das CO2 Äquivalent des elektrischen Energieverbrauchs der Stadt Amberg in wenigen Jahren kompensiert werden mit derzeit ca. 250GWh/a  bei ca. 53% regenerativem Anteil (siehe Stadtwerke Amberg „Strompreise Amberg“, 2020). 

Der technische Fortschritt bleibt nicht stehen und bietet in Zukunft neue Möglichkeiten. 

Für Die Liste Amberg

Andreas Schletz, Martin Frey, Nicolas Riegger

 

Artikel in der Amberg Zeitung vom 6.2.2020

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